Am letzen Freitag im März habe ich zusammen mit 60 anderen Menschen die Remote-Version des Agile Lead Camps besucht und ich war begeistert. Für mich war es die erste Online-Konferenz, aber bestimmt nicht die Letzte. Das Motto war: “Remote geht’s weiter – gemeinsam ins Homeoffice”
Online-Konferenz? Wie soll das gehen? Ist das nicht einfach eine Aneinanderreihung von Videos von Vorträgen? Von diversen Konferenzen gibt es doch schon Live-Streams und Aufzeichnungen - was ist also der Mehrwert?
All diese Fragen und noch einige mehr gingen mir noch vor einigen Tagen selbst durch den Kopf. Jetzt, nachdem ich die Erfahrung gemacht habe, muss ich sagen, dass es ganz anders ist. Bei dieser Online-Konferenz waren alle Teilnehmenden und die Vortragenden remote. Keine*r hatte den “Vorteil” in echt da zu sein. Und gerade dieser Aspekt war in meinen Augen besonders wichtig. Aber eins nach dem anderen.
Mittlerweile berühmt und berüchtigt findet die Konferenz in einem Zoom-Videochat statt. Um Feedback und Fragen zu den einzelnen Programmpunkten einzuholen, wird Slido genutzt. Standardmäßig sind alle Teilnehmende gemutet, sprich ihr Mikrofon ist ausgeschaltet, und die meisten Teilnehmenden haben ihre Webcam einschaltet. Für Fragen an die Moderation und an das Plenum wird die Textchat-Funktion von Zoom genutzt und die Teilnehmenden schalten nach Aufruf durch die Moderation ihr Mikrofon ein, um ihre Fragen oder Anmerkungen im Plenum zu Gehör zu bringen. Dadurch dass die Mikrofone aus sind, bleiben den Teilnehmenden die Hintergrundgeräusche von Katzen, Kindern und Ähnlichem erspart und es fällt mir leicht, den Fokus zu behalten. Fast alle Menschen zu sehen, ist in meinen Augen ein wichtiger Aspekt, weil es mir ermöglicht, auch die nonverbalen Reaktionen zu den Inhalten zu erfassen.
Morgens startet die Konferenz mit einem gemeinsamen Plenum, in dem die Agenda vorgestellt wird und die Spielregeln, wie Mikrofon aus, Kamera an, erklärt werden. Darauf folgen mehrere Runden mit zufällig zugelosten Zweier-Gruppen, sodass wir uns als Teilnehmerinnen kennenlernen. Jetzt geht es direkt mit dem ersten Vortrag los. Nach dem Vortrag folgt eine Plenumsphase, in der die Fragen aus dem Slido geklärt werden. In der anschließenden Gruppenphase mit drei bis fünf zufällig gelosten Teilnehmerinnen steigen wir noch einmal in die Diskussion ein. Im nun kleinen Kreis natürlich eine Stufe tiefer. Viele essen in den Breakout-Gruppen zusammen virtuell Mittag. Für andere Teilnehmer*innen ist dies jedoch auch eine Pausen-Zeit mit der Familie. Der Nachmittag vergeht mit weiteren Vorträgen und Gruppendiskussion wie im Fluge, unterbrochen von einem gemeinsamen Remote-Warmup. Die Konferenz schließt mit einem Feedback und einem Checkout.
Mittlerweile sind von allen Vorträgen Videos verfügbar. Deshalb möchte ich nur kurz meine Höhepunkte vorstellen. Die Vorträge von Manuel Pistner und Alois Wever kann ich unbedingt im Doppelpack empfehlen. Beide sprechen über Personal, Führung und Recruiting aus der Sicht von Firmen, die 100%-remote arbeiten. Beiden kommen aber aus sehr unterschiedlichen Firmenkulturen, so bekommt einen eindrucksvollen Blick, dass es mehr als einen guten Weg gibt, remote zu führen.
Den Übergang zur Remote-Arbeit beschreibt Teresa Bauer. Wer gerade eher in einem nicht-remote-freundlichen Umfeld unterwegs ist, bekommt hier gute Ansätze vermittelt. Als Agile Coach habe ich mich natürlich über den Vortrag der Freikopfler gefreut, die zeigen, wie sich unser gewohnter Werkzeug-Koffer remote einsetzen lässt.
Ich habe aus der Konferenz mehr mitgenommen, als aus einer Präsenzveranstaltung. Dies liegt meiner Meinung nach an den zufällig gewürfelten Arbeitsgruppen und dem strikten Einhalten des Zeitplans. Ich habe mich mit Menschen ausgetauscht, mit denen ich auf einer normalen Konferenz wahrscheinlich nicht ins Gespräch gekommen wäre. Dadurch, dass alle Fragen, die im Plenum diskutiert wurden, vorher schriftlich formuliert wurden und dann von den Teilnehmenden gevotet wurden, habe ich den Eindruck, dass die Diskussionsphasen wesentlich produktiver waren, als bei anderen Konferenzen. Ein anderer Aspekt aber ist, dass mir am Abend förmlich der Kopf gebrannt hat. Ich war gefühlt wesentlich fokussierter auf die Inhalte, doch am Abend zu nichts mehr imstande. Einen ganzen Tag im Videochat/stream zu verbringen, ist schon ein Kraftakt. Und doch würde ich es jederzeit wieder machen!
Meine Hoffnung ist es, dass wir dieses Format beibehalten und weiterentwickeln. Für mich sind reine Online-Konferenzen attraktiver als Vor Ort-Formate, weil eine Online-Teilnahme die Teilnehmenden auf die gleiche Stufe stellt und der ganze Reiseaspekt wegfällt. Damit wird es möglich, mit einem kleineren Finanz- wie Zeitbudget an Konferenzen mit erstklassigen Speaker*innen teilzunehmen. Der Fokus liegt in meinen Augen dann wieder mehr auf den Inhalten und den Diskussionen, als auf dem ganzen Drumherum von Konferenzen. Und darum geht es doch eigentlich!
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