12. Oktober 2013

Agile Fakten: Was eine Umfrage über agile Praktiken zeigt

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Agile Projekte sind erfolgreicher und besser sowieso, so viel ist klar. Oder? Nicht nur wir von Leanovate glauben fest daran und haben es in unzähligen Projekten selbst erlebt. Doch subjektive Wahrnehmung und persönliche Überzeugung sind natürlich eine schwache Argumentationsgrundlage, wenn es keine Zahlen und Fakten gibt. Und so wundert es nicht, dass auch die Wissenschaft versucht, den agilen Trend zu ergründen und die vielen Erfahrungen auf statistisch abgesicherte Füße zu stellen.
 

In einer Umfrage unter knapp 500 Personen mit Erfahrung in agilen Projekten – die meisten davon Projektmanager oder Product Owner, aber auch Entwickler, Tester oder Scrum Master - erfragte Markus Hummel vom Lehrstuhl für Information Systems Engineering der Goethe Universität in Frankfurt am Main, wie stark verschiedene agile Praktiken angewendet wurden und welche Resultate dabei erzielt wurden. Das Ergebnis: „Lastly, we found a significant positive relationship between agility and ISD [i.e. information systems development] success.“ Dabei hätten vor allem soziale agile Praktiken wie Daily, Retrospektiven oder Pair Programming einen starken positiven Einfluss auf die projektinterne informelle Kommunikation und die Intensität der persönlichen Kommunikation, und damit eben auf den Erfolg des gesamten Projektes.
Neben diesem Nachweis dessen, was wir ja „schon immer“ geahnt haben, ist vor allem auch die Verbreitung der einzelnen agilen Praktiken interessant. Während Dreiviertel aller Befragten angaben, dass sie sehr oder ziemlich konsequent Daily Standup Meetings durchführen, und auch Reviews und Retrospektiven mit rund 60 % starker Zustimmung noch gut im Rennen liegen, stehen Plannings schon nur noch in gut der Hälfte der Teams regelmäßig auf der Tagesordnung. Bei etwas mehr als 10 Prozent finden diese sogar gar nicht oder fast nicht statt.*
Bei den eher technischen agilen Aspekten scheint dabei die Continous Integration am weitesten verbreitet: Immerhin 60% der Befragten stimmen sehr oder ziemlich stark zu, neuen Code auf einer kontinuierlichen Basis in den bestehenden zu integrieren; nur etwa 3% verfolgen das kaum oder gar nicht. Was genau die einzelnen Befragten darunter verstehen bleibt dabei jedoch unklar: Mag ein agiler Evangelist frustriert sein, weil sein Team nur ein Mal die Woche deployt, was er als gar nicht kontinuierlich empfindet, könnte ein anderer Produktmanager auf einen zweiwöchentlichen, regelmäßigen Release-Rhythmus durchaus stolz sein.  Dennoch, das Prinzip bleibt das gleiche: Code so schnell wie möglich zu integrieren anstatt zu warten bis „alles“ „fertig“ ist, ist ein hohes und gelebtes Ideal.
Immerhin bei rund der Hälfte der Befragten gibt es eine starke Zustimmung zu den Prinzipen der gemeinsamen Coding Standards, etwa einer Definition of Done, sowie der gemeinsamen, kollektiven Verantwortung für den Code. Bei Unit Testing und regelmäßigen Refacturing, also dem Aufräumen des bestehenden Codes beginnen sich die Geister dann zu scheiden: Rund 40% starke Zustimmung gegenüber knapp 20% mehr oder weniger völliger Abstinenz bei Unit Tests und 30% starkem Engagement beim Refacturn gegenüber 15%, die nie oder kaum den alten Code anfassen – nur das Pair Programming mit 15% klarer Zustimmung und 45% weitgehender Abstinenz ist da weniger verbreitet.
Und was kam am Ende dabei heraus? Jeweils 45% der Projekte wurden komplett oder weitgehend innerhalb des Budgets bzw. des Zeitrahmens fertig gestellt, nur jeweils rund 15% scheiterten deutlich. Gegenüber anderen Zahlen, nach denen nur ein Drittel der IT-Projekte erfolgreich beendet wird, ist das schon ein präsentabler Wert. Und gefragt, ob die Projekte ihre funktionalen Ziele erreichten, stimmten sogar 75% vollkommen oder sehr stark zu, während nicht einmal 2 % der Befragten einräumen mussten, dass man wohl völlig am Ziel vorbei geschossen sei.
Welche Zusammenhänge es zwischen der Erfolgsaussage einerseits und der Konsequenz bei den einzelnen Methoden und Praktiken gibt, kann ich auf Basis der mir bekannten Zahlen nicht entscheiden, da die Ergebnisse nicht in Korrelation dargestellt werden. Der Autor der Studie kann jedoch einen klar positiven Schluss ziehen: „(...) our results show that this entails positive effects on the development outcome in turn. Our results empirically confirm one of the most-stated reasons for adopting agile ISD in practice, which is improved communication and collaboration.“
In diesem Sinne: Agil ist kommunikativ und erfolgreich. Und das haben wir doch wirklich schon immer gewusst! 😉
 
* Bei allen Fragen des Surveys gaben die Befragten auf einer Skale von 1 bis 7 an, wie sehr bzw wie konsequent die jeweilige Methode oder Aussage bei ihnen umgesetzt wurde. Für die Zusammenfassung hier habe ich jeweils die beiden höchsten Werte als Zustimmung, die beiden geringsten Werte als Ablehnung oder Dementi zusammengefasst. 

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