19. Dezember 2023

Die Weihnachtsgeschichte: Wenn Maria und Josef agil gewesen wären

Susanne Walter

So eine Geburt im Stall ist doch kein so guter Outcome, oder? Setzen wir doch mal unsere agile Brille auf und schauen uns diese uns vermeintlich sehr bekannte Geschichte genauer an: Würden wir uns heute die Weihnachtsgeschichte anders erzählen, wenn Maria und Josef die Agilität gekannt hätten?

Spielen wir das doch mal so als virtuelles Krippenspiel durch: Augustus verkündete eine Volkszählung. Gut, diese Anforderung war jetzt nicht mit dem Team abgestimmt aber vermutlich nicht zu ändern. Sondern ein Ticket mit Fixed Date. Die User Story „Als Kaiser möchte ich wissen, wie viele Untertanen ich habe, damit ich mit meiner Macht prahlen kann“ wurde schnell fertig gestellt mit dem Akzeptanzkriterium, dass die Leute zu ihren Geburtsorten ziehen mussten. Eine sehr einseitige Anforderung, aber was soll’s. Dass seine Frau Maria schwanger ist, hätte Josef zwar als Impediment bezeichnen können, hielt die beiden jedoch nicht von der gemeinsamen beschwerlichen Reise ab. Nun lagen Maria und Josef aber augenscheinlich unter der durchschnittlichen Lead Time, denn der Geburtstermin kam früher als berechnet. Aber Agilität soll ja genau mit diesen unvorhergesehenen Wendungen klar kommen.

Und wir stellen fest, dass beide recht agil mit der Situation umgingen: Sie priorisierten die Tasks und kümmerten sich um das Expedite Ticket namens Geburt. Sie nahmen sich den agilen Wert Mut zu Herzen und committeten sich auf die sofortige Suche nach einer Unterkunft. Ganz fokussiert und gemäß des Agilen Manifestes zählte für Maria und Josef das Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans. Da kein Zimmer mehr frei war, mussten sie in einem Stall übernachten - im Grunde der MVP einer Übernachtungsmöglichkeit. Eben einfach, funktionell und pragmatisch. Dort brachte Maria dann ihr Kind zur Welt und den Rest der Geschichte kennen wir alle.

Da kommt noch irgendwas mit Feedback von Maria zu den Hirten: Respekt als agiler Wert also auch vor gesellschaftlichen Randgruppen. Diese Hirten waren sehr selbstorganisiert, gingen in Teams zu diesem Stall und hielten dort ihre Besucher-Timebox ein. Kommunikation wurde auch recht groß geschrieben, schließlich informierten diese Engel ja wirklich jeden über die Geburt. Von einem solchen Level an Transparenz träumen manche Unternehmen. Für die Kommunikation im weiteren Umfeld wurde das Stern-Tool genutzt, so dass sogar drei Könige aus Fernost up to date waren. Ein gutes Beispiel expliziter visueller Kommunikation. Nur ob der Task der Volkszählung auch erfolgreich bearbeitet wurde, ist nicht überliefert.

Die Geschichte enthält also mehr agile Anteile, als sich vermuten ließe. Maria und Josef sind mit der Situation durchaus agil umgegangen. Im Grunde zeigt uns das Beispiel, dass Agilität nicht „fancy“ und keine total abgefahrene neue Methode ist, sondern ein Mindset, welches gar nicht so neu ist. Und nichts mit IT zu tun haben muss. Denn Priorisierung, Fokussierung und Kommunikation sind in vielen Bereichen unseres Lebens von Vorteil. Vielleicht können wir uns ja in den stressigen Weihnachtstagen ein paar der agilen Werte ebenfalls zu Herzen nehmen und so mit unvorhergesehenen Dingen besser umgehen – ob nun ein Geschenk nicht rechtzeitig ankommt, die Gans anbrennt oder eine Geburt dazwischen kommt.

Leanovate wünscht eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue agile Jahr 2024!

Susanne Walter
Organisationscounselor | Veränderungsbegleiterin

One comment on “Die Weihnachtsgeschichte: Wenn Maria und Josef agil gewesen wären”

  1. Liebe Rita,
    wie wahr!
    Wenn die Haltung passt, ist alles Weitere einfach nur Abrufen vorhandenen Potenzials. Egal in welcher Epoche, egal zu welchem Thema.

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