2. Oktober 2013

Impro-Theater: Ein Selbstversuch und was das mit agil zu tun hat

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Improvisationstheater: Schauspieler gehen ohne Skript auf die Bühne, lassen sich Stichworte aus dem Publikum geben und gestalten daraus spontan Szenen, die sie aus dem Stehgreif weiter entwickeln, ohne gesonderte Absprachen und Regieanweisungen.
Was das mit agil zu tun hat? Wir haben gemerkt: Eine ganze Menge!
Es beginnt schon mit der Vorwarnung, als wir Neulinge uns zum Workshop versammeln: „Macht euch keinen Kopf, ob es peinlich ist, was ihr macht. Das gehört dazu. Genauso, dass es Fehler gibt – akzeptiert die und macht weiter!“  - Wären unsere beliebten Leanovate-Aufklebersprüche ein Bullshit-Bingo, hätten wir mit ‚Sei peinlich!’ und ‚Proud to fail early’ schon die ersten Treffer gelandet.
Es gibt sogar noch mehr Grundlagen, die auch für das agile Arbeiten wichtig sind: „Sag ja!“ ist eine der wichtigsten Regeln des Impro-Theaters: Akzeptiere das Stichwort oder Angebot, das dir dein Mitspieler macht! Abblocken, Rechtfertigungen oder Dementis hindern den Spielfluss, weil der Mitspieler dann jedesmal wieder einen neuen thematischen Anfang finden muss. Und es ist erstaunlich, wie schnell man Nein sagt – ohne wirklich „Nein“ zu sagen. „Das war doch gar keine Absicht!“, „Mir egal“ oder  „Keine Ahnung“ – und schon ist der Dialog versackt. Was das für das Arbeiten in der agilen Welt bedeutet? Auch hier diskutieren wir Vorschläge und Ideen, und auch hier blocken wir viel zu vieles ab, sagen „Ja, aber...“ und wischen den Ansatz vom Tisch, anstatt ernsthaft zu überlegen, ob sich aus dieser Idee eine gute Lösung entwickeln könnte.
Es folgten weitere Spielregeln, die das Leben auf der Impro-Bühne erleichtern: „Übernimm Verantwortung!“ Soll meinen: drücke dich nicht darum, Tatsachen im Spiel festzulegen, frag nicht deinen Mitspieler, was er denn wollen würde oder erzähl ihm vom Wetter, sondern schaffe (gespielte) Tatsachen: „Du hast mich mit meiner besten Freundin betrogen!“ ist mit Sicherheit der interessantere Satz in einem Stück als „Kalt heute.“
Offenheit für das was passiert, Vorschläge annehmen und weiter entwickeln, um zur richtigen Zeit Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Und natürlich und vor allem: Zu akzeptieren, dass du nicht vorausplanen kannst. Wer als Impro-Schauspieler auf die Bühne geht und schon eine gewünschte Pointe oder einen Handlungsverlauf im Kopf hat, wird mit Sicherheit scheitern, und mehr noch: Er wird das Stück ruinieren. Denn er ist nicht offen für die Vorschläge und Stichwörter der Mitspieler, die ja wahrscheinlich ganz andere Einfälle und Vorstellungen haben. Er kann dann nicht „Ja“ sagen, den Ball aufgreifen und weiter entwickeln. Nur wer bereit ist, sich auf die spontane Idee zu verlassen, die in der Bühnenarbeit entsteht, die Kreativität zuzulassen und zu fördern, kann dazu beitragen, eine lebendige Geschichte zu entwickeln.
Das alles ist in der Produktentwicklung nicht anders.
Natürlich gibt es Grenzen der Vergleichbarkeit, wenn im Theater Spielfehler möglichst ignoriert und übergangen werden, will sicher niemand diese Strategie für den Umgang mit Bugs empfehlen. Produktentwicklung ist kein Theater. Aber: Agile Teams können vom Impro-Theater eine Menge lernen, wie etwa Achtsamkeit, Offenheit, Kommunikation und Akzeptanz für die Ideen und Wünsche von Team und Publikum.
Und das Beste daran (und auch das eine schöne Gemeinsamkeit): Es macht richtig viel Spaß!

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