Die Geräuschkulisse ist groß. Es scheppert wie in einer großen KiTa, wenn einer der Jungs wieder die Kiste mit dem Lego® umgeworfen hat. Doch es wird nicht geschimpft, denn wir befinden uns bei Leanovate im Büro (ja, Büro!) und drei Mitarbeiter packen die neue Lieferung aus. Ingo und Martin bereiten den neuen Workshop vor. Ganz ernsthaft, denn es handelt sich ja schließlich um Lego® Serious Play® (LSP)!
Kennt ihr das auch? Wie oft sieht es in den uns bekannten Meetings so aus:
Der Eine spielt am Handy, der andere hat den gedanklichen Helm auf und beamt sich in ganz andere Sphären, während der Manager der große Fisch im Becken ist und unterdessen seine Hai..äh...Hierarchiekarte ausspielt, womit er dann den Rest der Gruppe gedanklich verliert. Aufmerksamkeit bleibt eher implizit (meist liegen keine Skelette im Raum...) und irgendwann auf der Strecke. Jeder steigt zu einem anderen Zeitpunkt gedanklich aus. Aber hätten wir nicht alle gerne zu 100% dabei?
Dabei sein ist alles
Mit Lego® erreichen wir es, dass alle die ganze Zeit über gedanklich dabei sind, weil sie alle etwas in den Händen haben. Auch hat der Manager keinen Vorteil, denn Lego® ist demokratisch. Zu 100%.
Das Gleiche meinen
Kennen wir alle: Wir diskutieren über die vermeintlich gemeinsame Sache, aber wenn wir es aufmalen (oder eben bauen), merken wir plötzlich, dass wir ganz verschiedene Dinge im Kopf hatten. Mit Lego® wird das viel schneller klar. Und warum wir nicht malen? Das machen wir auch gerne (wer schon einmal in unseren Büroräumen war, weiß das...) aber malen kann jeder unterschiedlich gut. Es hat noch eine kleine Barriere. Lego® hingegen ist völlig barrierefrei.
Gut, also Lego®. Doch wie läuft das nun so ab in so einen Lego®-Workshop? Ich habe da so meine Erfahrungen gemacht.
Ja es gibt Regeln. Hier taucht das erste Mal der Gedanke auf, dass es vielleicht seriöser ist, als es scheint. Doch diese Regeln ermöglichen es, einen (uns aus dem Coaching oder dem letzten Barcamp bekannten) sicheren Raum zu schaffen.
Und zu den Regeln gehört beispielsweise, niemals den Erbauer zu befragen, sondern alle Fragen auf das Modell zu beziehen. Es gibt eben kein Falsch, wenn man mit Lego® spielt. Ich merke schnell, dass es gar nicht so einfach ist, völlig sachlich zu bleiben, die richtigen Fragen zu stellen und mehr zu bauen, statt zu reden.
Unter der Anleitung von Ingo bauen wir kleine Aufgaben. Und erklären sie einander. Faszinierend ist, was wir auf einmal alles mit den Steinen ausdrücken können. Es herrscht eine unglaublich ehrliche, ja tiefgründige Atmosphäre im Raum. Und genau dafür ist Lego® gedacht. Ich begreife: An diesen Punkt wären wir mit „nur-reden“ gar nicht gekommen.
Also weg vom Redeschwall des Oberchefs, der langwierig erklärt, wie er sich sein Unternehmen im Jahr 2020 vorstellt – hin zu kreativen Möglichkeiten, seine Ideen und Vorstellungen mal umzusetzen. Und flux sitzen 10 hochrangige Manager am Tisch und jeder baut in zehn Minuten seine Zukunft. 10 verschiedene Möglichkeiten, wie das Unternehmen 2020 eben aussehen könnte. Ein hoher aber schmaler Turm? Eine Burg, die Steine auf die Feinde wirft? Oder aber gar nicht so unterschiedlich? Wir kombinieren die Gebäude und merken: das geht auch! Und schon ziehen alle an einem Strang. Das kurze Belächeln am Beginn des Workshops weicht meist schnell einer konzentrierten Bauatmosphäre. Ohne geistige „Skelette“.
Es ist 1996. Entstanden ist LSP® im Hause Lego® selbst. Der Eigentümer Kjeld Kirk Kristiansen wollte sein eigenes Unternehmen voranbringen, Strategien visualisieren. Die Strategieentwicklung steckte in einer Sackgasse – fanden auch die Professoren Johan Roos und Bart Victor des IMD in der Schweiz. Bereits 1996 begann eben jenes Team aus Organisationsentwicklern und Strategen, unterstützt von Lego®-Produktentwickler Rasmussen, den Prozess LSP® zu entwickeln. Natürlich agil und in zahlreichen Iterationen. Seit 2002 ist es eine öffentliche Methode und seit 2010 als Marke geschützt. Mehr erfahrt ihr direkt bei Lego®.
Ingo strahlt. Vertieft sortiert er seit einer Stunde Lego®-Steine. Im Serious Play sind diese ganz genau durchdacht. Verschiedene Sets von Lego® können in unterschiedlichen Phasen eingesetzt werden. Auch größere Dinge können durch Verbinder in Beziehung gesetzt, z.B. Kommunikationswegen auf diese Weise verdeutlicht werden. Doch auch mit ganz einfachen Lego®-Steinen kann eine Menge gesagt werden, merke ich, als meine Sitznachbarin ihr Team anhand ein paar einfacher bunter Steine erklärt. „Die grünen sind die, auf die ich mich verlassen kann“, erklärt sie, während mein Gegenüber konzentriert vier Köpfe auf ein Männchen setzt.
Das Spiel an sich ist zunächst emotionaler Natur. Wir geraten im Spiel in einen Art Flow und damit zu erhöhter Wahrnehmung und Motivation. Klingt doch schon besser, als unsere Skelett-Manager am Besprechungstisch zu Beginn, oder?
Hinter LSP® steckt die Ansprache der neuronalen Hand-Gehirn-Verbindung. Prozesse im Gehirn werden, wenn sie mit der Motorik der Hände verbunden sind, besonders gut verarbeitet und gehen weitaus tiefer. Wir lernen, wenn wir etwas bauen, einfach besser. Gerade abstrakte Dinge werden konkreter und leichter verständlich. Für alle gleichermaßen.
Julia Trebbin hat eine Masterarbeit zu dem Thema geschrieben und zeigte den Vorteil der Methode gegenüber anderen strategischen Methoden. Zudem zeigte sie, dass LSP® hohe Anforderungen an den Moderator stellt, der hier Facilitator heißt. Er sorgt dafür, dass die Teilnehmer von selbst den richtigen Weg einschlagen, um die Erkenntnisse zu gewinnen. Und auf einmal bauen wir nicht nur ganz konkrete Dinge, sondern abstrakte. Wie baue ich also Freiheit?
Unwillkürlich beginnt man zu reduzieren, das Wesentliche zu fokussieren, konkreter zu werden. Und drückt dann damit auf einmal viel mehr aus, als man es mit Worten gekonnt hätte. LSP® verbessert die Kommunikation untereinander, weil wir expliziter werden, auf Augenhöhe sprechen und in den Händen halten, was wir zu erklären versuchen. Und so ist es einfacher, Probleme offenzulegen und zu besprechen oder neue Ideen und Ansätze zu entwickeln. Ich nehme die Schildkröte in die Hand und tausche sie gegen vier Lego®-männchen aus, während ich die Pros und Cons der Entscheidungsfindung in unserer fiktionalen Lego®-Firma mit den anderen diskutiere. Nun wird deutlich, was mit Lego® so serious möglich ist: eine Reflektion und Verbesserung der Teamarbeit, Analyse von Krisen im Unternehmen oder die Entwicklung neuer Geschäftsstrategien und Konzepte.
Zeige ich die Bilder von mit Lego® spielenden Kollegen zu Hause, ernte ich zwar das übliche Vorurteil „Sag mal, arbeitet ihr da auch?!“. Aber nach einer kurzen Erklärung, was man damit alles machen kann und was wir in einem Nachmittag erreicht haben – ernte ich versteckt neidische Blicke. „Hm, klingt schon gut.“ Denn mit Lego® beGREIFT man eben.
PS.: Ach übrigens, Ingo, Martin und Nils sind bei Leanovate auch diejenigen, ist auch derjenige, der unsere Lego® Serious Play® Workshops auch für euch anbietet. Also seid ihr beim nächsten Mal dabei?
Rechtshinweis: Die Bilder entstammen vergangenen LSP®-Workshops bei Leanovate. Die LEGO-Gruppe ist kein offizieller Partner der Leanovate GmbH.
Rufen Sie uns an: 030 – 555 74 70 0